Starke Frau: Dilek Gürsoy – Die Frau mit dem mechanischen Herz
Dilek Gürsoy ist keine, die sich mit Etiketten schmückt. Und doch trägt sie einige, die man nicht einfach abstreift: erste Frau Europas, die ein Kunstherz implantiert hat. Tochter türkischer Gastarbeiter. Herzchirurgin in einer von Männern dominierten Welt. Ihre Geschichte ist eine, die nicht nur beeindruckt – sondern bewegt.
Geboren in Neuss, als einziges Kind einer Familie, in der der Vater früh stirbt und die Mutter am Fließband arbeitet, beginnt Dileks Weg dort, wo Karrierewege normalerweise enden. Doch statt sich von Grenzen aufhalten zu lassen, hat sie gelernt, sie zu überschreiten.
„Ich will eine neue Führungskultur in der Medizin. Eine, in der es nicht um Ego geht, sondern um Teamarbeit und Menschlichkeit.“
Im OP ist Dilek konzentriert, präzise, fokussiert. Doch ihre Wirkung geht weit über den Operationssaal hinaus. Denn was sie bewegt, ist nicht nur der medizinische Fortschritt, sondern auch gesellschaftlicher Wandel. Gürsoy kritisiert offen den strukturellen Stillstand in deutschen Kliniken – und das nicht nur im Hinblick auf Technik oder Digitalisierung, sondern vor allem in Bezug auf Führungskultur und Geschlechtergerechtigkeit.
Sie spricht davon, wie viele Frauen in der Medizin ausgebremst werden – nicht durch fehlendes Können, sondern durch mangelnde Förderung. Und sie benennt, was sich ändern muss: eine neue Führungskultur, mehr Diversität, mehr Menschlichkeit.
„Ich wollte nie in die Opferrolle. Ich will zeigen: Es geht – trotz allem.“
Dilek Gürsoys Spezialgebiet ist das Kunstherz – ein mechanisches Gerät, das das menschliche Herz ersetzen kann. Ihr Ziel: Patient:innen so lange zu stabilisieren, bis ein Spenderherz gefunden ist oder das Kunstherz dauerhaft getragen werden kann. Doch hinter der Technologie steckt bei ihr immer auch Empathie. Sie nimmt sich Zeit für Gespräche, geht mit in die Reha, ist präsent, wenn andere längst Feierabend gemacht haben.
Was sie antreibt? Die Möglichkeit, Leben zu verlängern – und vielleicht irgendwann sogar das Spenderherz überflüssig zu machen. Sie arbeitet mit Hochdruck an einem neuen Kunstherz-Projekt. Das Ziel: leiser, besser integrierbar, langlebiger.
„Ich habe mich nie angepasst – und bin trotzdem erfolgreich.“
Dilek Gürsoy ist nicht nur Ärztin, sie ist inzwischen auch öffentliche Stimme. Sie hält Vorträge, gibt Interviews, steht auf Bühnen – und spricht dabei weniger über sich selbst als über das, was strukturell schiefläuft.
Diese Haltung macht sie zu einem Vorbild weit über die Medizin hinaus. Sie zeigt: Man kann sich Gehör verschaffen, ohne laut zu sein. Man kann Karriere machen, ohne sich zu verbiegen. Und man kann führen, ohne Ellenbogen.
„Wenn ich nicht darüber spreche, wer dann?“
Was bleibt von einer Frau wie Dilek Gürsoy? Vielleicht am meisten: Mut. Der Mut, sich in eine Disziplin zu wagen, in der Frauen immer noch selten sind. Der Mut, Kritik zu äußern, wo andere schweigen. Und der Mut, sich nicht nur für die Medizin, sondern auch für Menschlichkeit starkzumachen.
In einer Welt, in der oft nach Vorbildern gesucht wird, verkörpert sie genau das – ohne Pathos, aber mit Haltung. Eine Frau, die Herzen operiert – und nebenbei ganze Systeme hinterfragt.
Starke Frau, starke Botschaft: Danke, Dilek, für deinen Weg, dein Wirken – und dafür, dass du mit jedem Herz, das du rettest, auch Hoffnung pflanzt.