Weihnachten oder auch die fünf Stufen des liebevollen Kontrollverlusts
Du kennst es.
Wir kennen es.
Alle kennen es.
Dieses eine kurze, zarte Fenster im November, in dem du plötzlich glaubst:
„Dieses Jahr mache ich Weihnachten FRI-DO-LICH (friedlich-fröhlich deluxe;)). Ruhig. Schön. Vielleicht sogar ein bisschen magisch.“
Du sitzt vielleicht mit einer warmen Tasse Kaffee da, schaust auf den Kalender und fühlst dieses kleine Flackern von Hoffnung.
So ein „Ach komm, dieses Mal schaffen wir’s wirklich“-Feeling.
Ein bisschen romantisch.
Ein bisschen naiv.
Ein bisschen du.
Und dann beginnt der Advent – und mit ihm dein persönlicher Weihnachts-Marathon in fünf herrlich chaotischen Stufen.
Stufe 1: Der Weihnachtsbaum – Die große Familienvision (theoretisch)
Vorstellung:
Ihr schmückt gemeinsam. Schöne Weihnachtsmusik läuft im Hintergrund. Leichte Harmonie. Ein bisschen Lachen. Ein bisschen Glitzer. Perfekter Moment, perfekte Deko.
Realität:
✨ Ein Kind hängt ALLE Kugeln an EINEN einzigen Ast.✨
✨ Das andere verteilt Lametta wie beim Karneval in Rio.✨
✨ Die Lichterkette ist verknotet wie deine Gedanken an einem schlechten Mittwoch.✨
✨ Und irgendwer ruft: „KANN ICH DEN DINOSAURIER OBEN HINHÄNGEN?!“✨
Am Ende hängt der Dino natürlich am Baum. Und er sieht… eigentlich erstaunlich gut aus.
Stufe 2: Plätzchenbacken – Die süße Idee, die sich schnell in Mehl auflöst
Vorstellung:
Du backst mit den Kindern friedlich kleine Kunstwerke. Alle lächeln. Der Teig ist perfekt. Der Moment ist perfekt. Du bist perfekt.
Realität:
✨ Mehl überall. Wirklich überall.✨
✨ Ein Kind isst den Teig roh, direkt aus der Schüssel.✨
✨ Das andere bricht emotional zusammen, weil der Keks „nicht sternig genug“ ist.✨
✨ Die Küche sieht aus wie die After-Show-Party eines Zimtstern-Festivals.✨
Aber dann probierst du ein zerbrochenes Plätzchen. Und plötzlich ist da diese kleine Wärme. Dieses Ach ja, deswegen mache ich das-Gefühl.
Stufe 3: Geschenke besorgen – Ein psychologischer Extremsport
Vorstellung:
Du machst alles frühzeitig. Du bist organisiert. Du hast alles Weihnachtsgeschenke schon im August besorgt. Du bist die Weihnachtsversion deiner selbst, die du auf Pinterest siehst.
Realität:
Du sitzt am 20. Dezember um 22:47 Uhr im Pyjama vor dem Laptop, fünf Tabs offen, drei Panikschweißperlen auf der Stirn und denkst:
„Was habe ich eigentlich die letzten vier Wochen gemacht?!“
Ein Paket kommt an, du weißt nicht mehr, was drin ist. Und ganz ehrlich: Es ist jedes Jahr wieder ein Überraschungsei.
Stufe 4: Stimmung machen – Der Versuch, ein Weihnachtsgefühl zu züchten
Vorstellung:
Du möchtest Licht. Ruhe. Wärme. Du machst Kerzen an. Du atmest durch. Du bist bereit für den Moment.
REALITÄT:
„MAMAAA! Ich find meine Socke nicht!“
„MIR IST LANGWEILIG!“
„KANN ICH NOCH WAS SÜßES?“
„WARUM RIECHT ES HIER NACH KERZEN?!”
Die Stimmung: kurz da, dann wieder weg. Wie ein scheues Reh. Aber hey – sie kommt immer wieder kurz zurück.
Stufe 5: Der Abend, an dem alles runterfährt und du plötzlich weich wirst
Vorstellung:
Die Kinder schlafen wie kleine Engel.
Die Wohnung glänzt im Kerzenlicht.
Der Baum steht perfekt gerade.
Du trinkst Tee, atmest tief und fühlst dich wie die friedliche Heldin deines eigenen Weihnachtsfilms.
Realität:
Die Kinder schlafen – vielleicht.
Die Wohnung ist ruhig, aber sieht aus wie „Weihnachtsmarkt trifft Explosion“.
Der Baum steht so schief, dass du kurz glaubst, er winkt dir zu.
Überall Mehl, überall Glitzer, überall… du.
Und du entscheidest: Ignorieren ist heute Achtsamkeit.
Du setzt dich hin, atmest einmal tief ein…
und plötzlich ist er da: dieser winzige Moment, in dem du dich wieder spürst.
Nicht perfekt, nicht zen, nicht organisiert – sondern echt.
Ein bisschen müde, ein bisschen stolz, ein bisschen chaotisch.
Und irgendwie genau richtig.
Wir sitzen alle im gleichen Schlitten
Zwischen Lichterkettenknoten, Tränen über zerbrochene Sterne, Last-Minute-Geschenken und den Momenten, in denen du denkst „ICH KANN NICHT MEHR“:
Wir sehen dich. Und du machst das so viel wundervoller, als du glaubst. Eine schöne Adventszeit!
Dein Millie&Me-Team